Das ist doch einmal erfreulich: Der europäische Gerichtshof hat geurteilt, dass selbst an einem einzigen Datum verschiedene Nummernkreise für Rechnungen verwendet werden dürfen (EuGH, 15.07.10, C-368/09, DStR 10, 1475). Eine fortlaufende Rechnungsnummer ist also nicht unbedingt erforderlich. Das ist z. B. dann wichtig, wenn Sie manche Rechnungen maschinell erstellen und andere wiederum per Hand. Ob die Finanzämter dieses Urteil allerdings umsetzen, ist bisher noch nicht entschieden.
Gehen Ihnen alle diese Anforderungen an ordnungsgemäße Rechnungen schon auf die Nerven? Manch einer resigniert ob der vielen Vorschriften und will es im Zweifel lieber drauf ankommen lassen. Davon müssen wir dringend abraten, denn der Vorsteuerabzug entsteht erst dann, wenn alle formellen Rechnungsvoraussetzungen erfüllt sind. Wenn Sie den Vorsteuerabzug z. B. ursprünglich im April 2007 geltend gemacht haben, und erst im Oktober 2010 erhalten Sie – nach Reklamation eines Betriebsprüfers – die berichtigte Rechnung, so wandert der Vorsteuerabzug vom April 2007 in den Oktober 2010. Das wird teuer, weil sie für den Differenzzeitraum sechs Prozent Strafzinsen bezahlen müssen.
Übrigens – falls Sie bereits mit dem Finanzamt streiten: Manche Steuerexperten lesen zwischen den Zeilen des oben genannten Urteils heraus, dass eine Rechnungsberichtigung steuerlich zurückwirkt in die Vergangenheit. In unserm Beispielsfall bliebe es dann also beim Vorsteuerabzug im April 2007. Das Urteil ist aber in dieser Hinsicht nicht eindeutig. Wir raten daher zur Vorsicht.
Ihr Steuerberater Freinsheim
Dienes + Weiß
